Am 20. Jänner, im Volksmund zu „Fabian und Sebastian“, hat man in weiten Teilen des Mühlviertels in aller Früh zum Einheizen Wacholder -Reisig genommen ( im Volksmund: Kranewitten - wenn möglich noch mit Beeren), in den Ofen gesteckt und ohne irgendwelcher Zusätze dann angezündet. Bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts war dieses Kranewitt-Brennen am 20. Jänner bekannt und war in den Familien am Land und vor allem auf Bauernhöfen ein bestimmtes Ritual für Haus und Stall. Der Rauch von dem Wacholder verbreitete sich bei offenem Ofen in der ganzen Küche und in den Wohnräumen. Es roch zwar kräftig, aber nicht unange-nehm, eben nach Wacholder (Kranewitten). Dieser Rauch sollte alle im Haus, Mensch und Tier vor Krankheiten und Unglück schützen. Vor allem erkannte man die harntreibende Wirkung des Absud der Beeren und der stacheligen Blätter.
Sebastian ist seit eh und je nicht nur Patron gegen die Pest, er war auch Patron der Soldaten, der Schützen, der Gerber, der Gärtner, der Steinmetze und der Töpfer. Er wird als junger, meist fast nackter Mann, an einen Baum gebunden dargestellt, der an etlichen Stellen von Pfeilen durchbohrt ist. Diese Pfeile stehen im übertragenen Sinne für Krankheiten. Im Mittelalter war dies vielfach die Pest; so war man der Ansicht, die von Gott ausgesandte Strafe seien die Pest oder andere unheilbare Krankheiten, bildlich gesehen also diese Pfeile. Es ist ja auch bekannt, dass Zimmer, in denen jemand an unbekannter Krankheit verstorben war, mit Kranewitten geräuchert wurden, um sie so zu desinfizieren.