ehemaliges Frauenkloster


Bilder der Ruinenreste des ehemaligen Frauenklosters Pulgarn   – Sie wurden 1955 abgetragen.

 

In der historischen Literatur finden sich einige Berichte und Informationen zum ehemaligen Frauenkloster. Unten die textlichen Auszüge:

 

Beschreibung der untergegangenen Kirche „am Hügel“

Litterae anni  -  1600 bis 1773

Linzer Regesten

Herausgegeben von den Städtischen Sammlungen Linz

Schriftleitung: Hanns Kreczi

Bände CIIIC 1 – 4

 

Die Chronologia Collegii Linciensis (CCL.) 1600 – 1684 bringt  vorwiegend Auszüge aus den Litterae annuae, enthält jedoch auch Nachrichten, die in diesen fehlen. Bei der Bearbeitung musste der ursprüngliche Plan, jeden Jahresbericht als geschlossenes Ganzes zu behandeln, im Interesse der Stadtgeschichte aufgegeben werden. Es wurden daher zunächst die wenigen datierten, dann die datierbaren Begebenheiten herausgelöst, die Hauptschwierigkeit lag darin, dass in den meisten Fällen Ereignisse ohne irgendwelchen konkreten Angaben (Personen-, Ortsnamen etc.) aus der aus der allgemeinen Stadt- oder Landesgeschichte bekannten Geschehen zugeordnet werden mussten.

 

1702  schreiben die Jesuiten in ihrem Jahresbericht.

Die dem Kolleg gehörige auf einem Hügel gelegene Kirche zu Pulgarn, die seit Luther´s Zeit verlassen ist und schon einzustürzen drohte, wird renoviert. Das Dach wird ausgebessert, die Mauern innen und außen geweißt, neues Gestühl, neue Türen, Chorschranken und  Fenster hergestellt und dem Schiff ein Türmchen aufgesetzt;

Der Fußboden wird mit Ziegeln, in der Sakristei mit weißem Marmor belegt;

Für die Sakristei werden auch zwei große Schränke gebaut. In der Kirche selbst werden drei neue Altäre aufgestellt; ein Seitenaltar mit der Darstellung des hl. Schutzengels und seines Schützlings; der andere zeigt den hl. Veit zwischen Marterinstrumenten, von einem himmlischen Genius bestärkt.

Das Gemälde des Hauptaltares stellt den hl. Isidor agricola, den Wetterpatron, dar, wie er mit gebeugtem Knie dem Jesuskind in den Armen Marias die Erstlingsfrüchte darbringt, umgeben von Bauern und Bäuerinnen, die dem Beispiel des Heiligen folgen. Der Oberteil des Altares zeigt die Erscheinung des hl. Geistes unter den Aposteln. Beide Bilder sind von weißen Steinsäulen flankiert, zwischen welche die Figuren jener Heiligen gestellt sind, mit deren Festtagen die Landbevölkerung Voraussagen hinsichtlich des Wetters und der Fruchtbarkeit des Jahres verbindet, nämlich:

º       Mariä Geburt

º       Johann der Täufer

º       Aegidius

º       Urban

º       Medardus und

º       Margarethe

 

Der Tabernakel ist verschiedenfarbigem Marmor ähnlich bemalt, ebenso die Seitenteile von sechs an den Seitenwänden angebrachten Bildern, die Taten und Wunder des hl. Isidor („sancti coloni“) darstellen. 

 

LA 1702 (CvP 12097)  fol. 39 r-v

 

 

In der an die Pulgarner Kirche

anschließenden Kapelle wird eine hl. Stiege*)  von 28 Stufen

aus rotem Marmor und daneben eine hölzerne – auf der die auf den Knien emporgekommenen Pilger wieder herunter steigen können – erbaut.

Der Altar wird mit zwei Bildern geschmückt, welche darstellen:

-         das untere: das Jüngste Gericht, wobei zu beiden Seiten Gottes die Seligen bzw. die Verdammten die hl. Stiege empor- bzw. hinabsteigen.

-         das obere: die Ecce-Homo-Szene. Außerdem werden für die Kapelle neue Kelche, Antependien, Tafeln, fiktive Blumenbündel und Messgewänder angeschafft.

 

Die Kosten für die Restaurierung und Ausstattung werden aus Spenden von 1000 fl imp. Von Seiten des kaiserlichen Hofrates und Referendars Zacharias Mariophilus Campmiller, Direktor des Königlichen Kriegsarchives (`regiae vero maiestatis archivi bellici directoris´) und eines Bauern von 50 fl rh. gedeckt.

                                                                                  LA 1702 (CVP. 12097), fol. 39 v.

 

*)   diese hl. Stiege (scala santa) sollte an jene 28 Stufen im Palast des Pilatus erinnern, die Jesus bei seinem Prozess hinauf gegangen sein soll. Mit dem Blut des Erlösers soll diese Treppe benetzt sein, durch die Dornenkrone verwundet, durch die Geißeln der Soldaten geschunden.

Die Treppe kam auf sonderbare Weise nach Rom, nach der einen Version wurde sie auf Befehl der hl. Helena, der Mutter des Kaiser Konstantin, von Jerusalem nach Rom gebracht, eine andere besagt, dass Engel diese Treppe, ähnlich wie das Haus von Nazareth, nach Rom versetzt haben. Die Stiege war ursprünglich die Zugangstreppe zum Palast des Lateran. Ende des 16. Jahrh. erhielt sie ihren Überbau. Seit 1723 werden die Marmorstufen mit einer Nussbaumholzverkleidung vor der Abnutzung geschützt, an der 2. 11. und 28. Stufe wurden in der Treppe Sichtfenster offen gelassen, um auf die angeblichen Blutspuren Christi noch schauen zu können. Jedem Pilger dann diese Treppe auf den Knien erklimmt und auf jeder Stufe ein Vaterunser betet, dem wird das Fegefeuer erspart.

So wie in Rom wurde dann  im 17. U. 18. Jahrh. zur Verbreitung der Ablässe und zur Erlösung vor dem Fegefeuer vielerorts solche heilige Stiegen errichtet, so auch in Pulgarn – sogar in rotem Marmor.

 

 

17. April 1702 (feria secunda paschalis)  (Ostermontag?)

In der restaurierten Kirche zu Pulgarn wird nach langer Unterbrechung wieder der erste Gottesdienst gehalten; zahlreiche Gläubige kommen aus den benachbarten Ortschaften – aus St. Georgen und Steyregg je ein Zug mit einer Fahne – so dass die, obgleich geräumige Kirche nicht genügend Platz bietet. Im Rahmen des Gottesdienstes – dessen Feierlichkeit auch durch andauernde Regengüsse nicht gestört wird, predigt ein Jesuitenpater über die der Landbevölkerung unbekannten Taten und Tugenden des hl. Isidors und gibt eine kurze Erläuterung zu den Devotionen auf der hl. Stiege (in der Kapelle); der Rektor (P. Georg Waltschacher) liest unter Assistenz der Vikare von St. Georgen und Steyregg die Messe. Der Gesang wird stellenweise von Blasmusik untermalt.

LA 1702 (CVP 12097), fol. 39 v


Als Vorbereitung für eine mögliche wissenschaftliche Untersuchung des Areals des ehemaligen Frauenklosters erfolgte am 27. April eine erste Begehung des Areals „Frauenkloster“  mit Propst Johannes Holzinger.