Die Glocke im Turm zu Pulgarn


Drei Glocken waren seit der jesuitischen Zeit Pulgarns  bis zum 1. Weltkrieg oben im Kirchturm des Klosters, zwei wurden aber am 12. Dezember 1916, knapp vor Weih-nachten, für Kriegszwecke abgenommen und weggeschafft.  Die kleinste, das zinnbronzene Totenglöckerl oder Zinn- bzw. Zügglöckerl, mit ca. 40 kg in cis/3 Klang gestimmt, ist noch in Pulgarn verblieben. Allerdings ist sie eine sehr alte, ganz besondere Glocke, zwar in der Krone schmucklos, eine sogenannte Septimglocke, auf einem Barockrippe mit glattem Henkel, sie hat aber einen barocken Ornamentfries. Das wesentliche aber ist eine bemerkenswerte Inschrift:

SILVIUS CREVZ GOSS MICH IN LINZ ANNO 1730  -    ist am Glockenrand zu lesen.

Das war jene Zeit, in der Pulgarn seine ganz besondere Bedeutung als Wallfahrts-ort der Bauersknechte und Mägde hatte. Seit 1609 hat der Orden der Jesuiten das dem Verfall überlassene Doppelkloster übernommen, im Zuge der Gegenreformation haben die Habsburgern den Jesuiten diese Anlage als die Lebensgrundlage ihrer Jesuitenresidenz in Linz zur Bewirtschaftung und Verwaltung über-tragen. In ihren ersten Berichten und Eintragungen bezeichnen sie das Dorf Pulgarn als stock-lutherisches Nest. Doch sie schufen hier binnen kurzem einen wohlbekannten Wallfahrtsort, wo man bis zu 5000 Pilger pro Tag erwarten konnte. Vor allem die Kirche St. Isidor auf der Höhe (Anhöhe) war Anziehungs-punkt für die Knechte und Mägde aus dem weiten Umkreis war.  Natürlich war für so bedeutende Kirchen auch schönes Geläute wichtig und von Bedeutung.

 

Woher kam unsere Glocke? 

Von dieser kleinen Glocke wissen wir nun, wer sie, wann man sie. und wo man sie gegossen hat.

Silvius Creuz  war  um 1730 der Besitzer der Glockengießerei in Linz an der Landstraße (heute Haus Landa, Landstraße 40). Er ist vermutlich um 1671 in Linz geboren und dürfte schon mit ca. 30 Jahren der Werkführer der damaligen Melchior Schorer- Stuck- und Glockengießerei gewesen sein. Er war also etwa 59 Jahre alt, als er diese Glocke von Pulgarn goss. Schon seit 1612 ist dort eine Werkstatt des Glockengießers samt Stadl bekannt,  diese Werkstatt grenzte unmittelbar an die Mauer des St. Barbara-Friedhofs an, als dieser 1785 aufgelassen wurde, nannte man die neue Straße – offen bis zur Seilerstätte - zu Ehren dieses Handwerks die „Glockengießergasse“.  Um 1700 gehörte der sogenannte „Glockenstadl“ zum Schröckingerhof und ab 1710 dann wurde Silvius Creuz Eigentümer des Stadels und des Gießhauses; er selbst bezeichnete sich Stuck- und Glockengießer. Erst durch die Grundsteinlegung für den neuen Dom wurde diese Straße dann zu Ehren des Initiators am Dombau in die „Rudigierstraße“ umbenannt.

 

Creuz hat natürlich neben der Glocke für Pulgarn eine Unzahl weiterer Glocken in Oberösterreich und Böhmen gegossen, so für das Kloster Hohenfurth (Vissi Brod), das Totenglöckchen und 3 große Glocken für den „Schwarzen Turm“ in Budweis oder die Glocken für die Wallfahrtskirche Maria Gojau. In Ober- und Niederösterreich ist er der Glockengießer aller Glocken des  Stiftes  Lambach, von 5 Glocken der Stadtpfarrkirche Wels, 3 Glocken der Kirche zu Pregarten, oder die 5 Glocken für das Stift Wilhering, die er  1733 nach dem großen Brand rasch  zu gießen hatte. Etliche Jahre später schuf er auch die Glocken für den Marienwallfahrtsort Maria Taferl und auch eine große für die St. Veit Kirche in Krummau.  Creuz beschäftigte sich aber nicht nur mit der Gießerei, ihm war auch an der Technik von sogenannten „Wasserwerken“ gelegen, wie er dies beim Stift St. Florian und beim Stift Melk bewies. Silvius Creuz starb im Alter von 86 Jahren am 8. Juli 1754. Seine Linzer Glockengießer-Werkstätte ging in den Besitz von Karl Potz über, nachdem der noch am 12. November 1754 (im selben Jahr) Maria Franziska, die Tochter von Creuz, , geheiratet hatte. Ab 1822 war die Glockengießerei im Besitz von Johann Hollederer, ab 1847 bis zur Niederlegung des Gewerbes war dann sein Sohn Franz Hollederer der Eigentümer der Werkstätte.

 

Quellen: 

o   Linzer Regesten, Hannes Kreczi, Linz, 1954

o   Linzer Häuserchronik, Hanns Kreczi, Linz, 1941

o   Historische Beschreibung der Herrschaft Pugarn

      verfasst v. kontrollierenden Amtsschreiber, abgeschl. 1802, Stiftsbibl. St. Florian

o   Protokollbuch Gendarmerie-Steyregg

o   Wikipedia – Glockengießereien in Linz

o   Glockenverzeichnis Zimbelmann, Bad Wimsbach 


Amtsblatt Steyregg 03/2022